Recycling von Kunststoffen

[Plastik-Serie Teil 2] Wie Kunststoffe recycelt werden und die Rezyklate wieder genutzt werden können – für mehr Kreislaufwirtschaft beim Plastik.

Plastik – das sind ist Vielzahl von Kunststoffen, die in verschiedenen Produkten eingesetzt werden und damit aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken sind. Gleichzeitig geraten die Materialien in die Kritik durch immer stärkere Auswirkungen auf Mensch und Natur, zum Beispiel durch Müll in unseren Meeren. Im „Plastikfreien Juli“ dreht sich daher alles um die Kunststoffe in einer neuen Serie von Beiträgen:

  1. Welt aus Plastik
  2. Recycling von Kunststoffen [dieser Artikel]
  3. Plastik in der Kritik
  4. Trend Bio-Plastik
  5. Synthetische Fasern – Plastik in der Kleidung

Kunststoffe werden auf Basis von natürlichen Rohstoffen hergestellt. Durch die chemische Synthese entstehen aber Materialien, die in der Regel von der Natur nicht abgebaut werden können. Kunststoffe sind in einer Kreislaufwirtschaft somit vor allem technische Materialien, die nicht in die Natur zurückgeführt werden können. Stattdessen sollten sie stetig wiederverwertet werden und im Kreislauf bleiben. Hierfür ist das Recycling ein wichtiger Weg, um Kunststoffe langfristig zu nutzen. Bisher wurden aber nur 9 % des gesamten seit 1950 weggeworfenen Kunststoffs auch recycelt (Plastikatlas 2019).

Der Schwerpunkt beim Recycling von Kunststoffen liegt auf den Verpackungen, da sie größten Anteil an den Kunststoffabfällen haben. Auch bei Plastikverpackungen ist die Recyclingquote global jedoch nur bei 14 % und das überwiegend als Downcycling zu minderwertigeren Produkten. In Deutschland werden nur etwa 15,6 % der Kunststoffe zu Rezyklat verarbeitet und nur 7,8 % sind mit Neukunststoff vergleichbar. (Plastikatlas 2019)

Sowohl Politik als auch viele Hersteller von Produkten sowie die Kunststoffindustrie streben daher eine Intensivierung des Recycling an. Sie wollen die Recyclingfähigkeit der Produkte erhöhen und vermehrt Rezyklate für die Herstellung einsetzen. So möchte zum Beispiel die EU im Rahmen ihrer Recycling-Ziele, Verpackungsabfälle aus Plastik bis 2025 zu 50 % zu recyceln und bis 2030 zu 55 %.

Arten von Recycling

Generell kann die Verwertung von Kunststoffen stofflich oder energetisch erfolgen. Von den gesammelten 6,15 Mio. Tonnen Kunststoffabfällen in Deutschland wurden 2017 knapp 47 % stofflich verwertet und knapp 53 % energetisch; der Rest wurde beseitigt (Umweltbundesamt).

Bei der stofflichen Verwertung bleibt der Kunststoff erhalten und wird mechanisch oder chemisch aufbereitet. Man unterscheidet daher zwischen werkstofflicher und rohstofflicher Verwertung.

Hierbei wird in der Regel die mechanische, werkstoffliche Aufbereitung genutzt. Dabei werden die alten Kunststoffe zerkleinert, gereinigt und nach Sorten getrennt. Dann werden sie unter hohen Temperaturen geschmolzen und neu aufbereitet. Daraus entstehen dann Rezyklate, die wieder für neue Produkte verwendet werden können.

Werkstoffliches Recycling ist nur bei thermoplastischen Kunststoffen möglich, z.B. Polyethylenterephthalat (PET), Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polystyrol (PS). Und es erfordert, dass man diese Kunststoffe sortenrein und sauber in den Verwertungsanlagen sortieren kann. Aus wirtschaftlichen Gründen lohnt es sich auch erst bei größeren Mengen.

Ein kleinerer Anteil wird auch rohstofflich (chemisch) verwertet. Dabei werden die Polymerketten im Kunststoff aufgespalten und die entstandenen Grundstoffe wie Öle und Gase zur Herstellung neuer Kunststoffe genutzt. Das ist dann auch bei kleinen oder verschmutzten Produkten möglich. Aktuell ist hierfür ein hoher Energieaufwand nötig, so dass sich das Verfahren noch nicht im großen Maßstab lohnt. Um eine Alternative zum werkstofflichen Recycling zu haben, wird aber weiter am chemischen Recycling geforscht und die Methoden von Herstellern weiterentwickelt.

Sind diese Methoden nicht möglich, verbleibt die energetische Verwertung. Dabei wird Plastik verbrannt, um Energie zu erzeugen. Was bei der Verbrennung übrig bleibt, wird dann auf einer Deponie gelagert.

Recyclingfähigkeit verschiedener Materialien

Die Recyclingfähigkeit von Produkten und der eingesetzten Kunststoffe hängt damit von verschiedenen Faktoren ab.

Das beste Beispiel für Kunststoffrecycling ist Polyethylenterephthalat (PET). Es ist gut recycelbar und der einzige Kunststoff, aus dem auch wieder Lebensmittelverpackungen hergestellt werden können. Es enthält auch keine Weichmacher. Getränkeflaschen aus PET mit Pfand, die auch darüber wieder zurückgegeben werden, können so beispielsweise zu neuen Getränkeflaschen werden. Aufgrund ihres leichten Gewichts verbrauchen sie im Transport auch weniger CO2 als Glasflaschen und haben damit eine recht gute Ökobilanz.

Aktuell bestehen PET-Flaschen zu ungefähr einem Viertel aus Rezyklaten, aber 100% Rezyklatanteil sind möglich und werden auch schon angeboten (z.B. von Bad Dürrheimer Mineralbrunnen, EiszeitQuell). Eine PET-Flasche aus 100% recyceltem Material, die über das Pfandsystem auch richtig wieder dem Recycling zugeführt wird, zeigt daher gut wie Kunststoffe in einer Kreislaufwirtschaft genutzt werden könnten.

Dieses Idealbild wird leider bei vielen anderen Kunststoffprodukten noch nicht erreicht. Neben PET können aber auch Polypropylen (PP), Polyethylen (PE) und begrenzt Polystrol (PS) recycelt werden – alles thermoplastische Kunststoffe. Aus den Rezyklaten werden dabei aber oft andere Produkte hergestellt und nicht wieder das Originalprodukt.

Auf vielen Produkten findet sich ein Recycling-Code, der Auskunft über das verwendete Material gibt und das Recycling erleichtern soll:

1-PETEPolyethylenterephthalat (PET)
2-HDPEPolyethylen (PE) High-Density (hoher Dichte)
3-VPolyvinylchlorid (PVC)
4-LDPEPolyethylen (PE) Low-Density (niedriger Dichte)
5-PPPolypropylen (PP)
6-PSPolystyrol
7-OTHEROther (andere Kunststoffe)
Recycling-Codes für Kunststoffe

Dass immer noch so wenige Kunststoffe recycelt werden, hat zwei wesentliche Gründe:

Zum einen gibt es Kunststoffprodukte, die nicht gut recycelt werden können. Dazu gehören insbesondere Produkte aus Verbundmaterialien, also wo mehrere Materialien kombiniert wurden. Wenn das in einer Recyclinganlage nicht maschinell getrennt werden kann, können die Materialien nicht recycelt werden. Auch scheinen seltenere Kunststoffe oft nicht recycelt zu werden, weil sich hierfür dann keine Anlagen lohnen oder es technisch nicht möglich ist. Um diesem Problem entgegen zu wirken, sollten sich Hersteller vorab gründlich über die Recyclingfähigkeit ihrer Produkte informieren und diese entsprechend entwickeln (Design für Recycling). Der Grüne Punkt oder SUEZ geben hierfür beispielsweise detaillierte Informationen oder prüfen Produkte vorab.

Zum anderen landen viele Kunststoffabfälle nicht in der richtigen Entsorgung. Sie werden beispielsweise über den Restmüll entsorgt oder gelangen sogar direkt als Abfall in die Umwelt. Hier ist natürlich jeder als Verbraucher gefragt, seine Abfälle richtig zu entsorgen. Aber auch Unternehmen können dies durch bessere und leichter verständliche Informationen unterstützen.

Eine Schwierigkeit bleibt hier aber, da Recycling im Detail lokal unterschiedlich gehandhabt wird. Zum Beispiel kann man in einigen Orten auch andere Gegenstände aus Kunststoff (z.B. Spielzeug) in die Wertstoff- bzw. gelbe Tonne geben; in anderen Orten müssen diese Nicht-Verpackungen auf Recyclinghöfen oder im Hausmüll entsorgt werden. Auch zwischen verschiedenen Ländern gibt es Unterschiede, was einheitliche Verpackungen erschweren kann.

Solange Hersteller nicht-recyclingfähige Produkte produzieren und anbieten dürfen, liegt die Verantwortung aktuell damit größtenteils bei den Verbrauchern. Sie müssten schon beim Kauf der Produkte auf das mögliche Recycling achten und die Produkte richtig entsorgen. Da dies wie oben beschrieben nicht immer so leicht ist, also vermutlich nicht der beste Weg, um Recycling zu fördern.

Einsatz von Rezyklaten

Um den Kreislauf von Kunststoffen zu schließen, müssen die recycelten Materialien (Rezyklate) dann auch für die Herstellung von neuen Produkten anstelle von neuen Kunststoffen eingesetzt werden. Hier besteht noch ein großes Potential, insbesondere bei den Kunststoffverpackungen, wo bisher der Rezyklatanteil nur bei 9 % liegt.

Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Zunächst müssen für die Nutzung von Rezyklaten diese auch in ausreichend hoher Menge und Qualität zur Verfügung stehen. Das ist nicht gegeben, wenn nicht alle Produkte recycelt werden oder dabei minderwertigere Materialien entstehen (Downcycling). Dies ist insbesondere ein Problem, wenn hohe Anforderungen an die Verpackungen bestehen wie im Lebensmittelbereich. Indem Hersteller die Recyclingfähigkeit ihrer Produkte erhöhen, sichern sie so auch ihren Nachschub.

Zum anderen spielt der Preis eine Rolle. So lange neue Kunststoffe günstiger sind als die recycelten Materialien (was durch einen niedrigeren Erdölpreis begünstigt wird), sinkt die Motivation der Hersteller auf Rezyklate zurück zu greifen.

Die EU-Kommission plant daher auch dein Einsatz von Kunststoffrezyklaten zu fördern, u.a. auch durch gesetzliche Mindestquoten. In ihrer europäischen Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft strebt die EU bis 2025 mindestens 10 Mio. Tonnen an recycelten Kunststoffen in neuen Produkten an. Bis 2030 sollen alle Kunststoffverpackungen wiederverwendbar sein oder kosteneffizient recycelt werden können. Plastikflaschen sollen zum Beispiel ab 2025 zu mindestens 25% und ab 2030 zu 30% aus Rezyklaten bestehen.

Die deutsche Industrie der Kunststoffverpackungen schätzt, dass in Deutschland aktuell 400.000 Tonnen Rezyklat bei der Produktion von Kunststoffverpackungen eingesetzt werden. Bis 2025 soll das auf 1 Mio. Tonnen Recyclingmaterial (oder auf Basis nachwachsender Rohstoffe) erhöht werden. (Newsroom Kunststoffverpackungen)

Parallel dazu wirkt auch der gestiegene Druck der Verbraucher auf die Produzenten. So haben sich viele Hersteller im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsprogramme auch Ziele für die Recyclingfähigkeit und die Nutzung von Rezyklaten gesetzt. Coca-Cola hat sich zum Beispiel als der größte Produzent von Kunststoffverpackungen unter den Konsumgüterherstellern vorgenommen bis 2030 alle Verpackungen zu mindestens 50 % aus Recycling-Material herzustellen. Bis 2025 will das Unternehmen auch alle Verpackungen recyclingfähig machen.

Beim Recycling von Kunststoffen ist also noch viel Luft nach oben, aber immerhin gehen wir die ersten Schritte, um den Kreislauf beim Plastik zu schließen.  

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