Neue Lösungen zum Mitnehmen

Essen als Take-away oder Lieferung wird immer beliebter, führt aber auch zu mehr Verpackungsabfall. Neue Lösungen für den wachsenden Markt.

Das Essen als Take-away und der Coffee To Go – die Mitnahme von Speisen und Getränken wird immer beliebter. Auch die Bestellung über Lieferdienste wird gerade in Zeiten von Corona immer mehr genutzt. Das ist gut für die Anbieter und Kunden. Aber leider geht das Liefer- und Mitnahmegeschäft auch mit vielen Verpackungen einher.

Denn so vielfältig wie das Angebot ist, so groß ist auch die Auswahl an Verpackungen: Food-Container für die Asia-Nudeln. Papiertüte für das belegte Brötchen beim Bäcker. Pappteller für die Pommes und Wurst vom Imbiss. Plastikbecher für Obst aus dem Supermarkt. Kaffeebecher für das Getränk vom Café. Und zu guter Letzt natürlich auch Tüten zum Tragen, Besteck und Servietten.

Der NABU hat schon 2018 in einer beauftragten Studie festgestellt, dass in Deutschland knapp 350.000 Tonnen Abfall durch Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen angefallen sind. Hierzulande werden allein 320.000 Einweg-Becher verbraucht – pro Stunde (BMU). Und in der Corona-Krise ist die Menge an Verpackungsmüll weiter gestiegen.

Die Bundesregierung hat daher schon ein Verkaufsverbot für bestimmte Einweg-Kunststoffprodukte beschlossen. Einweg-Geschirr, Rührstäbchen und Trinkhalme aus Kunststoff sowie To-Go-Becher, Fast-Food-Verpackungen und Wegwerf-Essenbehälter Styropor sind künftig nicht mehr erlaubt. Auch Wegwerfteller oder -becher aus biobasierten oder biologisch abbaubaren Kunststoffen werden verboten.

Ein Grund mehr für neue Lösungen im Delivery- und To-Go-Geschäft.

Verpackungen für Lieferung und Mitnahme

Bei Verpackungen in der Kreislaufwirtschaft gibt es im Wesentlichen vier Optionen für mehr Nachhaltigkeit:

  • Verzicht auf Verpackungen
  • Wiederverwendbare Verpackungen
  • Recyclingfähige Verpackungen
  • Biologisch abbaubare Verpackungen

Verzicht auf Verpackungen ist bei der Mitnahme oder Lieferung von Speisen und Getränken nur begrenzt möglich, aber auch hier können die Anbieter und Konsumenten oft noch einsparen. Beispielsweise muss man bei vielen Lieferdiensten extra angeben, ob man auch Besteck braucht und es wird nicht mehr automatisch mitgeliefert. Als Kunde kann man das eingepackte Essen vielleicht auch in der Hand transportieren und braucht nicht immer eine zusätzliche Tüte. Oder ganz umdenken und das Essen oder den Kaffee wieder vor Ort genießen.

Recyclingfähige und biologisch abbaubare Verpackungen scheinen auch mehr im Kommen zu sein. Gerade bei Essen wird das Recycling aber oft erschwert. Zum einen entsorgen viele unterwegs sicherlich ihre Verpackungen nur im Restmüll, da an Bahnhöfen und auf der Straße seltener getrennt gesammelt wird. Zum anderen können die Essensreste ein Recycling erschweren. So gehört zum Beispiel ein benutzter Pizzakarton aus Pappe in den allgemeinen Hausmüll und kann durch die Verschmutzung nicht mehr als Papier wiederverwertet werden. Trotzdem gibt es schon einige interessante alternative Materialien aus Naturfasern, zum Beispiel aus Gras oder Altpapier.

Wie bei anderen Verpackungen zeigt sich auch im Take-away der Trend Bio-Plastik. Diese Materialien können zwar Vorteile gegenüber konventionellem Plastik haben, sind aber nicht automatisch nachhaltiger. Und gerade bei Essen und Getränken könnte es dazu verleiten, in gleichem Maße wie bisher Verpackungen zu verbrauchen. Neben dem Verzicht auf Verpackungen ist daher vor allem die mehrfache Verwendung der Behältnisse von Vorteil für die Umwelt.

Mehrweg-Lösungen

Wenn es um wiederverwendbare Behälter geht, besteht zum einen die Möglichkeit selbst als Kunde etwas mitzubringen oder das Geschäft kann eine Mehrweg-Option anbieten.

Als Kunde kann man immer im Geschäft nachfragen, ob man das Essen oder Getränk auch in einer selbst mitgebrachten Dose oder einem Mehrwegbecher bekommen kann. Als Gastrobetrieb kann man das unterstützen indem man auf die Option hinweist oder sogar Rabatt gewährt. Hier setzt auch die Initiative Packbuddy aus Bremen an. Unternehmen können die „Packbuddy“-Aufkleber an ihrem Geschäft anbringen, um Kunden zu ermutigen.

Der Lebensmittelverband Deutschland hat auch ein Merkblatt und Lehrvideo für den hygienischen Umgang mit Mehrwegbehältnissen veröffentlicht. Einige Betriebe bieten auch vor Ort die Möglichkeit an, einen Mehrwegbehälter fürs Take-away zu kaufen.

Andere Unternehmen versuchen aktuell über verschiedene Gastrobetriebe hinweg ein Mehrwegsystem zu etablieren:

RECUP aus München bietet seit gut drei Jahren Mehrwegbecher für Heißgetränke für 1 € Pfand an. Diese sind aus Polypropylen (PP) und können an jeder der über 3.500 Ausgabestellen in Deutschland wieder zurückgegeben werden. Mit REBOWL haben sie dieses Jahr das Angebot auch um eine Mehrwegschüssel aus PP erweitert, die für 5 € Pfand geliehen werden kann.

reCIRCLE aus der Schweiz ist mit aktuell über 1.300 Partnern in der Schweiz und rund 145 in Deutschland nach eigenen Angaben der größte Anbieter für Mehrwegboxen im deutschsprachigen Raum. Es gibt aktuell fünf verschiedene Boxen aus PBT und PP. Der Kunde leiht sich die Box für 10 € Pfand. 

Mit Holy Bowly gab es sogar einen verpackungsfreien Lieferdienst, der die Mehrwegbehälter von REBOWL und reCIRCLE genutzt hat. Das Angebot stammt von der Grünzeug GmbH, die auch die App Vanilla Bean für die Suche nach veganen Restaurants betreibt. Entsprechend werden bei Holy Bowly auch nur pflanzliche Gerichte geliefert und das CO2-neutral mit Lastenrädern. Das Angebot gab es in Berlin und Regensburg, wurde aber aktuell in der Corona-Krise gestoppt.

Eine Lösung ohne Pfand hat VYTAL entwickelt. Bei aktuell knapp 300 Partnern in Deutschland können Kunden sich die Mehrwegschalen ausleihen und zahlen nur 10 €, wenn sie diese nicht innerhalb von 14 Tagen bei einem Partner wieder abgeben. Die Schalen bestehen ebenfalls aus PP und einem thermoplastischen Elastomer. Über einen QR-Code werden die Schalen zugeordnet.

Das gleiche System verwendet auch Relevo für Mehrwegbecher und -schalen. Hier nehmen aktuell rund 80 Restaurants in München teil.

Neben diesen Optionen aus Kunststoff testet das Start-up Tiffin Loop gerade plastikfreie Boxen aus Edelstahl mit Pilot-Partnern. Auch die Tiffin-Box gibt es für Kunden im Pfand-Modell für 15 €.

Aktuell ist dieser Markt noch am Wachsen und die Firmen versuchen vor allem viele Partner und Kunden zu gewinnen. Denn wie bei anderen Plattformen werden sich am Ende wohl nur wenige Anbieter durchsetzen („the winner takes it all“ – der Gewinner bekommt alles). Es bleibt also spannend.

Wie seht ihr diese Entwicklungen? Habt ihr schon eines der neuen Angebote für wiederverwendbare Lösungen probiert?

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