Bambus – Nachhaltiges Gras mit vielen Möglichkeiten

Über das vielfältige Holz, das eigentlich ein Gras ist. Wie der schnell nachwachsende Rohstoff in verschiedenen Produkten genutzt werden kann.

Was ist Bambus?

Aus botanischer Sicht ist Bambus ein Gras und kein Holz. Mit der Zeit verholzt Bambus jedoch und kann damit recht ähnlich wie Holz in Produkten verarbeitet werden. Es gibt ca. 1.000-1.500 verschiedene Arten von Bambus mit unterschiedlichen Eigenschaften. Einige Bambuspflanzen werden bis zu 30 Meter hoch und können einen Stamm mit einem Durchschnitt von bis zu 30 cm haben. Andere Arten werden nicht größer als 1 Meter und mit 1 cm Stammdurchmesser. Bambus ist mit Ausnahme von Europa und der Antarktis in der ganzen Welt verbreitet, wächst aber größtenteils in Asien, Afrika und Südamerika.

In diesen Ländern haben die Menschen Bambus auch seit tausenden von Jahren als Material für Produkte verwendet. Mittlerweile wird Bambus aber auch in Europa immer beliebter, denn Bambus gilt als besonders nachhaltiges Material und ist damit eine gute Alternative für viele andere Stoffe – selbst für Holz.

Das Besondere an Bambus ist sein schnelles Wachstum. Einige Arten von Bambus können bis zu einem Meter pro Tag (in der Wachstumsphase) wachsen und haben es damit in das Guinness-Buch der Rekorde für die am schnellsten wachsende Pflanze geschafft. So erreicht der Riesenbambus zum Beispiel seine volle Höhe von bis zu 20 Metern innerhalb weniger Monate und ist dann in ca. 5 Jahren erntereif. Riesenbambus hat dabei ähnliche Eigenschaften was die Stärke und Stabilität angeht wie Hartholz – wobei Holz wesentlich länger zum Wachsen braucht.

Eine nachhaltige Forstwirtschaft ist auch in Bambuswäldern problemlos möglich. Anders als bei Bäumen besteht eine Bambuspflanze aus mehreren Stämmen, von denen nur ein Teil jedes Jahr geschlagen wird. Die Pflanze besteht damit weiter und bildet schnell neue Sprossen. Es findet also kein Kahlschlag statt. Bambus ist auch gut zur Wiederaufforstung geeignet und speichert durch das schnelle Wachstum viel CO2.

Für die nachhaltige Gewinnung von Bambus spielen natürlich auch die sozialen Aspekte der Arbeitsbedingungen vor Ort eine Rolle. Und ein Nachteil von Bambus aus europäischer Sicht bleibt der lange Transportweg (in der Regel aus China).

Produkte aus Bambus

Die Produktpalette von Bambus ist ähnlich vielfältig wie die von Holz und es werden immer wieder neue Produkte entwickelt oder verbessert.

Gebäude

Eine wichtige Rolle von Bambus ist die als Baumaterial für Gebäude. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Materials als Konstruktionsbalken, Wand- und Deckenverkleidung oder Bodenbelag kann man gut auf der Webseite von MOSO sehen. Das 1997 in den Niederlanden gegründete Unternehmen ist laut eigenen Angaben europäischer Marktführer im Bereich von Bambusprodukten im Innen- und Außenbereich. Der Name bezieht sich auf den Moso-Bambus, eine Art des Riesenbambus, den das Unternehmen als Ausgangsmaterial für ihre Produkte verwendet. Aktuell sind die Produkte laut Herstellerangaben zu 90-98% ein biologisches Material im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Um die 100% zu erreichen, arbeitet das Unternehmen an einem Crade-to-Cradle konformen Klebstoff.

Der Leiter der Forschung und Entwicklung von MOSO Pablo van der Lugt zeigt in seinem TED-Talk „Bamboo to save the world” wie das Gras die Welt retten kann und viele Beispiele für die Nutzung von Bambus. Er hat auch ein Buch über den „Booming Bamboo“ geschrieben. Eines der gezeigten Beispiele ist die Sharma Springs Residence auf Bali, ein Wohnhaus über 6 Etagen aus Bambus.  

Sharma Springs Residence (Quelle: IBUKU)

Neben der Nutzung als Baumaterial werden Bambusstangen in Asien auch als Baugerüst selbst bei Hochhäusern verwendet. Das Material ist dort leicht verfügbar und sechsmal billiger als Stahl. Dabei ist Bambus auch leichter und durch die Knoten trotzdem stabil. Die Bambusgerüste haben zwar in der Regel eine kürzere Lebensdauer als die aus Stahl, können aber auch mehrfach verwendet und anschließend gut recycelt werden.

Baugerüst aus Bambus in Hongkong
Baugerüst aus Bambus in Hongkong I Foto von Paul Blenkhorn @SensoryArtHouse über Unsplash

Möbel & Haushalt

Auch im Haus gibt es eine Vielzahl von Produkten aus Bambus: Von Möbeln, über Deko-Artikel bis hin zu Geschirr, Besteck, Kochutensilien und Produkten im Bad. In vielen Produkten werden neben dem Bambus noch andere Materialien verwendet, so dass man hier genauer schauen sollte, wenn man ein nachhaltiges Produkt kaufen möchte.

Ein Beispiel ist die Zahnbürste aus Bambus. Hier gibt es mittlerweile viele Anbieter, die eine Zahnbürste aus Holzgriff anbieten. Im Detail sollte man als Käufer aber auch auf das Material der Bürsten und die verwendeten Farben achten. Die Bambuszahnbürsten der Marke HYDROPHIL sind beispielsweise mit Borsten aus erdölfreiem Rizinusöl und ökologisch abbaubarer Naturfarbe hergestellt.

Zahnbürsten und andere Produkte aus Bambus von HYDROPHIL
Zahnbürsten und andere Produkte aus Bambus von HYDROPHIL (©wasserneutral GmbH)

Die Stiftung Warentest hat auch Coffee-to-go-Becher aus Bambus getestet. Die werden oft als biologisch abbaubar oder recycelbar beschrieben. Neben den Bambusfasern wird aber auch Klebstoff aus Melaminharz für die Herstellung verwendet. Bei einem heißen Getränk wie Kaffee haben sich im Test bei mehr als der Hälfte der Becher dann Schadstoffe gelöst. Die Mischung aus Bambus und Melaminharz lasse sich auch nicht wieder auftrennen, so dass nur das Verbrennen bleibe. Ähnliches gilt auch für Geschirr, dass aus Bambus und Klebstoff hergestellt wird.

Stoffe & Papier

Aus Bambus lässt sich auch Stoff herstellen, der dann weiter für Kleidung und andere Textilien (zum Beispiel Bettwäsche und Handtücher) verarbeitet werden kann. Aus ökologischer Sicht hat Bambus viele Vorteile gegenüber Polyester (Herstellung aus Erdöl) oder Baumwolle (hoher Wasserverbrauch, Einsatz von Pestiziden). Wie so oft steckt der Teufel aber auch hier im Detail.

Die Textilien aus Bambus bestehen oft aus Viskose. Diese Faser wird aus dem Bambuszellstoff in einem chemischen Verfahren gewonnen. Und während die einen die vielen Vorteile dieser Faser bewerben („atmungsaktiv“, „kühlende Funktion“, „anti-bakterielle Wirkung“ etc.), sehen andere die Herstellung kritisch. Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft akzeptiert Viskose (auch aus Bambus) zum Beispiel nicht als Naturfaser. An der Hochschule im schweizerischen Luzern hat man auch das Potential von Bambus als Textilstoff untersucht und sah die chemische Herstellung aus ökologischer Sicht kritisch. Die Alternative ist den Bambus nur mit Hilfe natürlicher Enzyme aufzulösen, wodurch ein Bambusgarn hergestellt werden kann. Bisher scheint es aber noch nicht viele Produkte aus dem Garn zu geben.

Aus Bambus können auch Allzwecktücher und Papier hergestellt werden. Unter der Marke Smooth Panda verkauft ein deutsches Start-up auch Toilettenpapier, Taschentücher und Küchenrollen aus Bambus – sogar in plastikfreier Verpackung. Die Produkte werden in China hergestellt, die CO2-Emissionen der Transporte aber kompensiert. Kritik an den Produkten gab es , da Recycling-Papier die ökologisch bessere Alternative sei. Die Gründer von Smooth Panda sehen Recycling-Toilettenpapier auch als ein „sehr nachhaltiges und ökologisch wertvolles Produkt“ (siehe FAQ). Ihr Toilettenpapier aus Bambus sehen sie vor allem als Alternative zu Frischfaser-Papieren.

Weitere Produkte

Es gibt noch viele weitere Produkte aus Bambus von Musikinstrumenten, über Sportgeräte wie Surfboards bis hin zu Armaturen in Autos. Auch die Rahmen von Fahrrädern können aus Bambus hergestellt werden. Einer der größten Hersteller dieser Bambus-Fahrräder in Europa ist die Firma myBoo. Die Bambusrahmen werden in Ghana gefertigt und dann in Deutschland fertig montiert. Das Unternehmen unterstützt auch soziale Projekte in Ghana.

Wie wir von den Pandabären wissen, kann man Bambus nicht zuletzt auch essen. Neben den Bambussprossen gibt es sogar ein Bier aus Bambus. Die Liste an möglichen Produkten aus Bambus scheint damit fast unendlich zu sein.

Welche Produkte aus Bambus kennt ihr noch oder habt sogar schon genutzt?

Wiederverwendung und Recycling

Viele Bambusprodukte können ähnlich zu denen aus Holz wiederverwendet werden. Einige Bambusprodukte wie Trinkhalme wurden auch bewusst zur mehrfachen Verwendung als Alternative zu Einwegprodukten entwickelt.

Bambus selbst kann am Lebensende dann recycelt werden (zum Beispiel in Spanplatten), in einem Biomasse-Kraftwerk verbrannt werden oder als biologisches Material kompostiert werden. Wie oben beschrieben gilt das aber nur für Bambus selbst. In Kombination mit anderen Materialien ist ein Recycling oder die Rückführung in die Natur nicht immer möglich.

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