Trinkhalme und andere Einwegprodukte aus Plastik sind schon längere Zeit in Verruf geraten, da sie zur steigenden Verschmutzung der Meere beitragen. Laut der EU-Kommission sind mehr als 80 % der Abfälle im Meer Plastikmüll. Da sich Kunststoffe nur langsam zersetzen, wächst die Menge dieser Abfälle in den Meeren und an den Stränden weltweit ständig. Auch in Meerestieren wurden schon Plastikrückstände festgestellt, die so auch in die menschliche Nahrungskette gelangen können.
Ab 2021 werden Trinkhalme daher als eines von zehn Produkten aus Einwegplastik in der EU verboten. Diese Produkte wurden ausgewählt, weil sie 86 % aller Einwegkunststoffabfälle an den Stränden der EU und etwa die Hälfte aller Kunststoffabfälle im Meer ausmachen. Außerdem gibt es gerade für diese Produkte bereits gute Alternativen. Trinkhalme sind hier ein gutes Beispiel, weil es schon zahlreiche alternative Produkte von großen Unternehmen, aber auch von kleinen Start-ups weltweit gibt.
Die einfachste und umweltfreundlichste Alternative ist natürlich auf Trinkhalme zu verzichten. Je nach Getränk und persönlichen Vorlieben ist ein Trinkhalm sicherlich nicht immer notwendig. In vielen Restaurants und Cafés wurden kalte Getränke bisher oft automatisch mit Trinkhalm serviert. Will man das als Kunde vermeiden, bleibt einem nur dies rechtzeitig abzulehnen. Als Betreiber kann man hier auch umdenken und Trinkhalme nur auf Nachfrage herausgeben, wenn der Kunde dies auch wirklich möchte.
Wenn man nicht auf einen Trinkhalm verzichten möchte, sollte man bei der Wahl diese Punkte beachten:
- Herstellung (Ausgangsmaterial, zusätzliche Stoffe, Aufwand der Fertigung)
- Haltbarkeit (Aufweichen bei Einwegprodukten, wie oft lassen sich Mehrwegprodukte verwenden)
- Eignung für Getränk (Durchmesser, Hitzebeständigkeit)
- Geschmacksneutralität (Eigengeschmack der Halme beim Trinken)
- Entsorgung (biologisch abbaubar oder recyclingfähig)
Es gibt verschiedene Alternativen für Trinkhalme, die sich vor allem darin unterscheiden, ob sie wiederverwendet oder nur einmal genutzt werden können.

Wiederverwendbare Trinkhalme
Insbesondere für den privaten Gebrauch bieten sich wiederverwendbare Trinkhalme an. Sie können sogar für unterwegs mitgenommen werden. Die bekanntesten Varianten sind die aus Metall/Edelstahl, Glas oder Bambus. Glas und Edelstahl benötigen viel Energie in der Herstellung, können dann aber aufgrund der guten Haltbarkeit und Möglichkeit zum Reinigen lange genutzt werden. Beide Stoffe können auch gut recycled werden. Bambus gilt als gutes Ausgangsmaterial, da es sehr schnell nachwächst und damit nachhaltig produziert werden kann. Die Halme halten in der Regel nicht so lange wie die aus Glas oder Edelstahl, sind aber biologisch abbaubar.
Es gibt auch wiederverwendbare Kunststofftrinkhalme, die dadurch etwas ökologischer als die Einweg-Variante sind. Neben der Herstellung aus Erdöl können sie aber nicht wiederverwertet werden und sind damit nicht kreislauffähig. Auch Trinkhalme aus Silikon können zwar BPA-frei sein, bleiben aber schwierig im Recycling.
Eine Alternative sind Biokunststoffe; hier gibt es Materialien wie Polylactid (PLA) bzw. Polymilchsäure, die sowohl biobasiert (d.h. auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt) als auch biologisch abbaubar sind. Aber auch hier gibt es einige kritische Stimmen u.a. vom Umweltbundesamt was die Ökobilanz des Materials betrifft. Diese Kritik bezieht sich oft auf die Einweg-Varianten der PLA-Trinkhalme, trotzdem sollte man die Herstellung und Entsorgung/Verwertung genauer anschauen. PLA ist kompostierbar, zersetzt sich aber wesentlich langsamer als herkömmlicher Bioabfall und ist damit nicht für den heimischen Kompost oder die Biotonne geeignet. Ein Recycling des Materials sei aber möglich.
Trinkhalme zur einmaligen Nutzung
Eine andere Alternative sind Einweg-Trinkhalme, die im Gegensatz zur Variante aus Plastik besser recycled oder kompostiert werden können.
Recyclingfähige Trinkhalme

Am bekanntesten sind hier wahrscheinlich Trinkhalme aus Papier, da sie schon viel genutzt werden und leicht zu kaufen sind. Papier ist recyclingfähig und die Trinkhalme können in vielen Größen und Farben hergestellt werden. Es gibt mittlerweile viele verschiedene Hersteller, so dass sich leider auch die Qualität unterscheidet. Daher sollte man beim Kauf auf die Herkunft des Papiers achten und dass die Halme lebensmitteltauglich hergestellt sind (insbesondere in Bezug auf die verwendeten Farben und Kleber).
Abbaubare Trinkhalme
Zurück zum Ursprung kann man mit einem klassischen Strohhalm aus Stroh gehen. Die Strohhalme der deutschen Firma Strohmi werden aus Roggenstroh in Deutschland hergestellt. Es gibt aber auch mehrere Anbieter für Halme aus Weizenstroh. Zum Beispiel verkauft heuhalm Weizentrinkhalme, die in Südostasien produziert werden. Diese Strohhalme können nach der Benutzung dann kompostiert werden.
Eine weitere Möglichkeit sind Trinkhalme, die nicht nur kompostierbar sind, sondern strenggenommen sogar gegessen werden können.

In Deutschland ist hier das Unternehmen Wisefood durch mehrere Fernsehauftritte mit ihrem SUPERHALM aus Apfelrester, einem Nebenprodukt der Apfelsaftproduktion (sowie Getreide und Stevia) bekannt geworden. Das ist auch ein gutes Beispiel wie Reste noch als Material für andere Produkte genutzt werden können.
Pasta-Trinkhalme werden wie Nudeln aus Weizen und Wasser hergestellt, zum Beispiel vom britischen Unternehmen Stroodles aus Großbritannien. Die Trinkhalme werden von einem italienischen Nudelhersteller produziert. Auch die Trinkhalme des Berliner Unternehmens VietBeans aus Reis- und Weizenmehl sind essbar.
Das spanische Unternehmen Sorbos stellt essbare und biologisch abbaubare Trinkhalme aus Maisstärke und Zucker in verschiedenen Geschmacksrichtungen her, zum Beispiel Erdbeere oder Schokolade. Die Trinkhalme können auch individualisiert werden. Laut Angaben der Hersteller ist dabei die gesamte Verpackung und Produktion plastikfrei.
Aus den USA kommen die Trinkhalme von LOLIWARE aus Seetang, die u.a. mit Spirula gefärbt sind. Sie beschreiben ihre Trinkhalme als “hyper-kompostierbar”, da sie sich mit der gleichen Geschwindigkeit wie Essensreste zersetzen (im Gegensatz zu Bioplastik). Sie sind essbar, auch wenn sie nicht unbedingt als Snack empfohlen werden.
Am Beispiel der Trinkhalme sehen wir, wie viele gute und kreative Alternativen es schon zu einigen Einwegprodukten aus Plastik gibt. Damit ist der Umstieg gar nicht mehr so schwer.
Habt ihr schon einige dieser Alternativen getestet? Wenn ja, wie war euer Eindruck? Oder kennt ihr noch andere Materialien für Trinkhalme?