Lebensmittelverschwendung und ihre Folgen
In Deutschland landen jedes Jahr fast 12 Mio. Tonnen Lebensmittel im Müll. Diese werden entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Erzeugung, über Großverbraucher und Handel bis hin zu den privaten Haushalten entsorgt. (Bundeszentrum für Ernährung)
Auch wenn Lebensmittel als biologische Materialien oft am Lebensende wieder in die Natur zurückgeführt werden können und damit einen Kreislauf bilden, ist die Verschwendung nicht im Sinne einer Kreislaufwirtschaft und der Nachhaltigkeit. Denn sowohl für die Erzeugung, Verpackung und Transport als auch für die Vernichtung der Lebensmittel werden wiederum Rohstoffe, Energie und Wasser benötigt. Damit werden auch viele wertvolle Ressourcen verschwendet.
Weltweit sieht es nicht besser aus. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO) hat bereits 2011 geschätzt, dass ein Drittel der weltweit hergestellten Lebensmittel verloren geht oder auf dem Müll landet. Das sind 1,3 Mrd. Tonnen pro Jahr. Gleichzeitig leiden über 820 Mio. Menschen an Hunger (WHO). Dabei wäre ein großer Teil der Lebensmittelabfälle vermeidbar.
Die UN hat daher im Rahmen ihrer Ziele für eine nachhaltige Entwicklung sich auch die Halbierung der Lebensmittelverschwendung bis 2030 zum Ziel gesetzt. Auch Deutschland verfolgt dieses Ziel mit seiner Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. Auf der Plattform www.lebensmittelwertschaetzen.de werden verschiedene Initiativen zur Reduktion der Lebensmittelabfälle bei der Erzeugung, im Handel und bei Verbrauchern vorgestellt. Zusätzlich werden viele Informationen rund um das Thema unter der Marke „Zu gut für die Tonne!“ kommuniziert.
Rund die Hälfte alle Lebensmittelabfälle werden dabei von den Verbrauchern verursacht: Pro Jahr wirft jeder Deutsche im Durchschnitt 75kg Lebensmittel weg. Viele Initiativen (z.B. Restlos Glücklich) setzen daher bei besserer Aufklärung und Informationen für die Verbraucher an. Hierzu gehören Tipps über eine bessere Planung und Lagerung sowie Ideen und Rezepte oder Kochkurse um Reste zu nutzen. Viele Verbraucher missverstehen auch das Mindesthaltbarkeitsdatum und werfen dann Lebensmittel sofort weg anstatt sie zunächst zu prüfen.
Ideen gegen Lebensmittelverschwendung
Neben diesen Hinweisen für Verbraucher gibt es auch viele weitere interessante Ansätze von Unternehmen und anderen Organisationen, um die Lebensmittelverschwendung zu verringern:
- Vermeidung durch bessere Planung
- Verteilung überschüssiger Lebensmittel
- Weiterverarbeitung der Lebensmitteln zu anderen Produkten
- Nutzung der „nicht-konformen“ Lebensmittel
Vermeidung durch Bessere Planung
Viele Lebensmittelabfälle könnten insbesondere in der Gastronomie vermieden werden, wenn die Unternehmen besser wüssten, wie viel von welchen Essen sie verkaufen werden.
An diesem Punkt setzt auch das deutsche Start-up Delicious Data an. Es hat eine Machine Learning Lösung entwickelt, mit der gastronomische Großbetriebe wie Mensen ihre Bedarfe genauer berechnen können. Mit Hilfe der historischen Daten und externen Faktoren ermittelt der Algorithmus eine genauere Prognose, wodurch die benötigten Waren genauer geplant werden können.
Verteilung überschüssiger Lebensmittel
Wenn Unternehmen oder Privatpersonen Lebensmittel übrig haben, gibt es auch verschiedene Ansätze, um diese an andere zu verteilen:
Too Good to Go ist eine Plattform, auf der Restaurants, Bäckereien und andere gastronomische Betriebe ihr überschüssiges Essen zu einem reduzierten Preis anbieten können. Kunden kaufen dieses Essen über die App und holen es sich dann vor Ort ab. Nach eigenen Angaben ist die App der weltweit größte Marktplatz für überschüssiges Essen und hat schon rund 39,3 Mio. Mahlzeiten gerettet.
Das deutsche Start-up SIRPLUS kauft überschüssige Lebensmittel, die kurz vor oder nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum stehen oder nicht der Norm entsprechen, bei Herstellern und Großhändlern für einen i.d.R. symbolischen Beitrag. Anschließend werden diese in den eigenen Supermärkten oder im Online-Shop verkauft.
Auch die Initiative foodsharing engagiert sich gegen Lebensmittelverschwendung. Über die Plattform können ungewollte und überproduzierte Lebensmittel von privaten Haushalten und Betrieben gerettet werden. Zudem ist die Bewegung auf Veranstaltungen und in den Medien aktiv.
Sirplus und foodsharing kooperieren miteinander und stellen nach eigenen Angaben auch sicher, dass grundsätzlich die Tafeln Vorrang haben.
Weiterverarbeitung zu anderen Produkten
Eine andere Möglichkeit ist, übrige Lebensmittel zu neuen Produkten zu verarbeiten. Am häufigsten werden in Deutschland Backwaren weggeworfen (1,7 Mio. Tonnen in 2015). Es gibt daher auch zahlreiche Ideen, wie alte Backwaren neben der Abgabe an Bedürftige oder Verwendung als Futtermittel durch Weiterverarbeitung wieder genutzt werden können:
- Knödel im Glas (Knödelkult)
- Beer (Knärzje, Bread Beer)
- Schnaps (Waldviertler Granitdestillerie, Destillerie Farthofer)
Nutzung der „nicht-konformen“ Lebensmittel
Viele Lebensmittel gelangen gar nicht in den Handel oder werden dort aussortiert, wenn sie vom Aussehen her nicht den Erwartungen der Verbraucher entsprechen oder schon zu reif sind. Es gibt daher auch einige Initiativen, die diese Lebensmittel (insbesondere Obst und Gemüse) vor der Vernichtung retten.
Einige Unternehmen bieten das „extravagant“ aussehende Obst und Gemüse direkt für Privat- und Geschäftskunden an, oft auch in Boxen (z.B. etepetete, Rübenretter, Querfeld). In Köln gibt es mit The Good Food auch einen Supermarkt mit geretteten Lebensmitteln. Mittlerweile haben aber auch einige größere Supermarktketten „hässliches“ Obst und Gemüse mit ins Sortiment aufgenommen.
Andere Unternehmen verarbeiten die geretteten Produkte zu neuen Produkten. Das Berliner Start-up Dörrwerk bietet beispielsweise Fruchtpapier/ -konfekt und unter der Marke Rettergut auch zu Nudeln, Schokolade und andere Produkte an. Auch das österreichische Unternehmen unverschwendet verarbeitet Obst und Gemüse zu verschiedenen Produkten weiter. Neue Werte backt aus geretteten Bananen wiederum Bananenbrote, die primär über die Gastronomie angeboten werden.
Verwertung
Letztendlich können überschüssige Lebensmittel auch kompostiert oder energetisch verwertet werden (z.B. in einer Biogasanlage). Idealerweise sollte das die letzte Option sein, wenn die Lebensmittel nicht mehr vom Menschen gegessen oder als Futtermittel für Tiere genutzt werden können.
Neben den privaten Komposten werden in Deutschland ca. 15,8 Mio. Tonnen Bioabfälle auch in Kompostierungs- und Vergärungsanlagen behandelt. Hierzu gehören aber auch andere biologisch verwertbare Abfälle zum Beispiel aus Gärten und Parks. Die meisten Bioabfälle werden kompostiert, einige aber auch in Biogasanlagen Hilfe von Bakterien unter Ausschluss von Sauerstoff abgebaut werden, wobei Biogas entsteht. (Umweltbundesamt)
Eine kleinere Lösung für Restaurants und Großverbraucher hat das US-amerikanische Unternehmen Impact Bioenergy entwickelt. Es baut transportable Bioenergiesysteme, die organischen Abfall in Strom und Dünger umwandeln.
Rolle als Verbraucher
Wie oben erwähnt kommt es gerade beim Thema Lebensmittelverschwendung sehr auf uns als Verbraucher an. Dies gilt aber durchaus auch für unseren Verbrauch von Lebensmitteln im beruflichen Alltag, zum Beispiel in der Kantine oder auf Firmenfeiern. Wie die Beispiele oben zeigen gibt es gerade beim Essen viele Möglichkeiten mit kleinen Schritten Abfälle und damit Verschwendung von Ressourcen zu vermeiden. Und zu guter Letzt gehört hierzu auch die Wertschätzung von Lebensmitteln.
Wie sieht es bei euch zu Hause und auf der Arbeit mit dem Thema Lebensmittelabfälle aus?
1 Kommentar
Lebensmittel werden ganz selten weggeschmissen. Auch wenn sie mitunter überlagert sind, weil die Vorräte nicht gut genug kontrolliert werden, werden sie noch verbraucht. Zu viel Platz zum Aufbewahren verführt zum Lagern und damit zum Überlagern.